Orthopädische Praxis Dr. med. Peter Henning
Orthopädische Praxis Dr. med.  Peter Henning

Leistungen

Schräglagedeformitäten von Säuglingen und Kleinkindern.

Prof. Mau hat 1965 im „Siebenersyndrom“ 7 häufige Symptome bei Asymmetrien im Säuglingsalter beschrieben: „1. Hackenfüße; 2. ovaläre Verformung des Kopfes mit Abflachung einer Hinterhauptseite (Plagiocephalie); 3. gleichseitige Rückenabflachung mit Fixation der WS, wobei die Konvexität zur kontralateralen Seite gerichtet ist; 4. gleichseitige Abflachung des Beckens, dabei erscheint die eine Seite weniger sagittal u. etwas höher gestellt. 5. Schiefhaltung des Kopfes wie beim angeborenen Schiefhals; 6. Abspreiz- Behinderung der Beine inf. Kontraktur der Hüftadduktoren mit leichter Hüftdysplasie;
7. fixierte lumbodorsale Kyphose der WS.“ ( Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch. 258.Aufl.)
Die Verformung wurde einer einseitigen, „falschen“ Lagerung des Neugeborenen angelastet.
Von einer Spontanen Korrektur der Fehlhaltung wurde ausgegangen, kurzfristige und gewissenhafte Kontrollen jedoch angemahnt und krankengymnastische Behandlung bei Nichtbesserung oder zunehmender Verschlechterung gefordert. Diese Auffassung entspricht weitgehend auch dem heutigen universitätsorthopädischen Denkmodell. Die Beteiligung der Kopfgelenkregion an der Steuerung der frühkindlichen Reflexe und die Bedeutung von Funktionsstörungen dieser Region war damals wie heute nicht allgemein bekannt.
Im wesentlichen deckt sich der Begriff: „Schräglagedeformität“ mit der ursprünglichen Definition des „KISS“ oder auch des „TAS“.

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„Schrei- und Spuckbabies“

Das Denkmodell der Manuellen Medizin interpretiert im Zusammenhang mit der Kopfgelenkblockierung die starke Fehl- und Überreizung der Nervenrezeptoren (Proprio- und Nozizeptoren) der Nackenregion und dadurch bedingte Schmerzempfindlichkeit als eine Ursache für das permanente Schreien der betroffenen Säuglinge. Die damit verbundene hochgradige Verspannung der tiefen Nackenmuskeln( bes. M. Rect. cap. lat.) führt zur Irritation des Nervus Vagus und damit zu vegetativen Störungen des Magen-Darmtraktes mit häufigem Erbrechen, Durchfall oder Verstopfung, Blähungen und sog. 3-Monatskoliken. Auch die beiden anderen Hirnnerven, die mit dem N. Vagus die Schädelhöhle durch das Foramen Jugulare verlassen, nämlich N. Glossopharygeus und N. Accessorius, können durch Irritation symptomatisch werden mit Schluckstörungen und Kopfschiefhaltung.
Bemerkenswert ist dabei, dass die Auswirkungen nicht nur in eine Richtung erfolgen: Magen- und Darmstörungen können über die Vagusreizung rückwirkend im Sinne eines „Teufelskreises“ Einfluss auf die Kopfgelenkregion nehmen und dort zu wiederkehrenden Blockierungen führen.

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„3-Monats-Koliken“
Viele Säuglinge neigen typischerweise im 3. Lebensmonat zu vermehrten Bauchschmerzen, häufig in Verbindung mit Blähungen. Es handelt sich dabei um Sog. funktionelle Bauchschmerzen ohne Nachweis einer definierten Erkrankung mit struktureller Schädigung.
Meist klingen die Beschwerden über kurz oder lang spontan wieder ab.
Aus manualmedizinischer Sicht sind 2 Denkmodelle zur Erklärung zu nennen:
1. Eine segmentale Störung („Blockierung“) der mittleren Brustwirbelsäule, aus der die Nervenversorgung des Darmes, aber auch der Bauchmuskeln erfolgt, kann zu Tonus-(= Eigen-, Ruhespannung) -änderungen der Bauch- und der Darmwand-Muskeln führen. Dadurch kann die Peristaltik (= wellenförmige Eigenbewegung des Darmes zum Weitertransport des Darminhaltes) gestört werden. Blähungen, Verstopfung und Schmerzen sind die Folge.
2. Eine Reizung des Nervus Vagus (z.B. durch Kopfgelenkblockierung) kann die vegetativen Funktionsabläufe des Darmes stören (s. 3b).
Daraus ergibt sich, dass 3-Monatskoliken häufig durch Funktionsstörungen anderenorts bedingt und durchaus behandelbar sind.

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„KISS“
Der Begriff: „KISS“ = Kopfgelenkinduzierte Symmetriestörung wurde von Dr. H. Biedermann eingeführt und in einem kleinen Buch beschrieben ( „KISS-Kinder“, Enke Ferdinand 1997, 2. Auflage: Thiemeverlag Stuttgart 2006).
Ursprünglich war eine rein funktionelle Fehlhaltung des Körpers und Verformung des Schädels, sowie einseitige Lage des Kindes gemeint, im Wesentlichen dem Siebenersyndrom nach Mau und der Schräglagedeformität der Säuglinge entsprechend.
Später wurde unter „KISS“ eine Vielzahl von Entwicklungsauffälligkeiten und Verhaltensstörungen (Z.B. ADS, ADHS, Hörverarbeitungs- u. Wahrnehmungsstörungen, Sprachentwicklungsverzögerungen, Legasthenie usw.) subsummiert. Ob die funktionelle Störung der Kopfgelenkregion für die Summe der genannten Erkrankungen Ursache ist (Kausalität) oder nur ein gemeinsames zeitliches Auftreten (Koinzidenz) besteht, ist wissenschaftlich nicht geklärt.
Im Internet findet sich inzwischen eine fast unübersehbare Menge von Homepages Kommentaren, Hinweisen, Erfahrungsberichten und mehr oder weniger wissenschaftlichen Abhandlungen, so dass die Verwirrung eher größer ist als die Information. Es können jedoch bei geduldiger Suche viele hilfreiche Hinweise und Adressen gefunden werden.

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„TAS“
Die Aegamk = Ärztegesellschaft für Atlastherapie und Manuelle Therapie bei Kindern (www.aegamk.de) bevorzugt als Bezeichnung für die Lageasymmetrie und funktionellen Störungen die Diagnose: „TAS“ = Tonus-Asymmetrie-Syndrom. Tonus = Eigen-, Ruhespannung der Muskeln. Die Schlüsselregion für die Funktionsstörungen ist zwar meistens die Kopfgelenkregion, andere Regionen mit besonderen Anhäufungen von Nervenrezeptoren können ebenso Ursache sein, wie z.B. die ISG = Iliosacralgelenke (oder SIG = Sacroiliacalgelenke oder Kreuz- Darmbeingelenke) oder die Kiefergelenke.
Das Charakteristische am KISS oder TAS ist nicht eine Gelenkstörung, sondern eine Fehlinformation von Nervenrezeptoren und eine dadurch bedingte Tonusstörung bestimmter Muskeln und Muskelgruppen. Durch einseitige Muskelverspannungen können die Beweglichkeit von Gelenken eingeschränkt und passive Bewegungen schmerzhaft sein. So kann der Kopf beispielsweise nur nach einer Seite gehalten werden; die Drehung zur eingeschränkten Seite wird vermieden und kann schmerzhaft sein. Durch unsymmetrischen Zug der Muskeln an der Schädelaußenseite und auch durch Verziehungen (Restriktionen) der Hirnhäute (Dura) im Schädelinneren kann der Schädel verformt und asymmetrisch werden.
Nach neueren Erkenntnissen steht also nicht mehr das Gelenk und die Gelenkblockierung im Vordergrund, sondern die neuromuskuläre Fehlsteuerung („Grundlagenforschung trifft Manualmedizin“, Ergebnisse der Bodenseekonferenz, Juli 05. Zeitschrift Manuelle Medizin 2005.43: 385-394, Springerverlag.) Auch dieser Störkomplex kann durchaus weiter als Blockierung bezeichnet werden, nur eben mit einer anderen Interpretation.
Ziel der Behandlung ist demnach nicht ein Gelenk, sondern Rezeptoren an Muskeln, Faszien, Bändern, Gelenkkapseln sowie den Hirn- und Rückenmarkshäuten (Dura). Dabei kann ein Gelenk durchaus als Zugangsstruktur in einen Störkomplex dienen (wie z.B. Hautareale bei der Akupunktur).
Außer der „klassischen“ manuellen Lösung der „Kopfgelenkblockierung“ mit „Knackimpuls“ gibt es eine Reihe anderer Behandlungstechniken, die insbesondere für die Eltern nicht so „belastend“ sind. Besonders die Atlastherapie nach Arlen ist geeignet, Tonusstörungen auszugleichen. Auch osteopathische Techniken wie myofsziales Lösen, craniosacrale Therapie, Positionieren nach Jones u.a.sind sehr gut geeignet, die Manipulation zu ersetzen.

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Motorische Entwicklungsverzögerung (MEV)
Die motorische Entwicklung des Kindes verläuft normalerweise in bestimmter Reihenfolge und Zeitrahmen. Werden physiologische Normabweichungen überschritten, spricht man von motorischer Entwicklungsstörung. Ursachen dafür können funktionelle Störungen oder strukturelle Schädigungen sein.
Unzureichende Sauerstoffversorgung des Gehirnes vor und unter der Geburt können zu unterschiedlich ausgeprägten Hirnschäden führen. Sie könne so gering sein, dass sie apparatemedizinisch nicht nachweisbar sind; oder so stark, dass spastische Lähmungen u.ä. entstehen.
Ziel der Manuellen Therapie sind die Funktionsstörungen, die allein oder in Begleitung struktureller Schäden auftreten können. Dies sind besonders Blockierungen der Kopfgelenke, der ISG und anderer Wirbelsäulenbereiche und die damit verbundenen neuromuskulären Fehlsteuerungen. Die Beseitigung der Funktionsstörungen kann nicht strukturelle Schäden beheben, das Gesamterscheinungsbild kann jedoch positiv beeinflusst und die motorische Entwicklung gefördert werden.

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Sensomotorische Integrationsstörung (SI)
Die Sinneswahrnehmungen sind nicht beschränkt auf Hören, Sehen, Riechen, Schmecken oder Fühlen, sondern beinhaltet auch das Körperempfinden, das Verhältnis der Körperregionen zueinander und des Körpers zur Umgebung. Dabei spielt z.B. das Gleichgewicht eine große Rolle. Bei Kindern ist häufig die zentrale Steuerung gestört, sie haben Koordinationsstörungen, finden ihre „Mitte“ nicht; rechte und linke Körperhälfte „passen“ nicht zusammen. Das Hüpfen auf einem Bein ist beispielsweise ein- oder beidseitig nur eingeschränkt möglich. Das Gefühl für Gefahren ist gestört, Höhen können nicht abgeschätzt werden; es kommt zu häufigen Stürzen oder zu Übervorsichtigkeit und Ängstlichkeit. Dies sind nur einige Hinweise zu der sehr umfangreichen und vielschichtigen Problematik.
Ursache ist in der Regel eine strukturelle Schädigung des Gehirnes vor oder während der Geburt; aber auch Erkrankungen nach der Geburt können SI-Störungen nach sich ziehen.
Da diese strukturellen Schäden regelhaft begleitet sind von funktionellen Störungen, ist auch hier die manuelle Medizin in der Lage, Verbesserungen des Gesamterscheinungsbild zu erreichen, Ersatzfunktionen zu ermöglichen und den Effekt der krankengymnastischen Behandlung zu fördern.

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Hörwahrnehmungs- und Hörverarbeitungsstörungen
Bei Kindern mit den Genannten Hörstörungen finden sich sehr häufig Begleitstörungen des Bewegungssystems, besonders der Halswirbelsäule. Anatomische Normvarianten des Kopf/Hals-Überganges und Funktionsstörungen der vorderen Hals-, der Zungengrund-, der Kau- und Mundmuskulatur sind sehr häufig vergesellschaftet, verbunden mit Beeinträchtigung der Funktionssysteme „Kopfgelenke“ und „Kiefergelenke“.
Je früher manualmedizinische Behandlungsmaßnahmen zur Anwendung kommen desto besser die Erfolgsaussichten.
Hier spielt – wie auch bei den Sprachentwicklungsstörungen – die orofaziale Regulationstherapie nach Castillo Marales eine große Rolle.

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Sprachentwicklungsbeeinträchtigung

Die Beeinträchtigung der Sprachentwicklung ist in der Regel verbunden mit Funktionsstörungen der Muskeln der Mund-, Kiefer-, Zungengrund-, vorderen Hals-und Nackenmuskulatur durch Fehlsteuerung der Nervenrezeptoren des Kopf/Halsüberganges, der Kiefergelenke und des Hals/Brustwirbelsäulenüberganges. Ursache dafür sind in der Regel Fehlbelastungen vor und bei der Geburt. Überstecken des Kopfes, einseitige Kopfhaltung, Schädelasymmetrie, verbunden mit Unruhe, Schlafstörungen und/oder vermehrtes Schreien können Hinweis dafür sein. Wenn es zu keiner spontanen Normalisierung kommt und/oder keine Behandlung erfolgt ist, können diese Funktionsstörungen fortbestehen und die Sprachentwicklung behindern. Später kann die manualmedizinische Behandlung die Logopädie unterstützen.

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Schluckstörungen und Hypersalivation (Sabbern)

Durch Fehllagen im Uterus vor der Geburt kann es zu Funktionsstörungen im Kopfhalsübergang kommen, die auch bei und nach der Geburt fortbestehen können. Vor allem das Überstrecken führt häufig zu einer funktionellen Rückverlagerung des Unterkiefers gegenüber dem Oberkiefer, verbunden mit Störung der Mundmotorik. Der Mundschluss ist dann gestört, Speichel wird nicht geschluckt sondern läuft aus dem Mund heraus, das Saugen ist beeinträchtigt, so dass es zu Problemen beim Stillen kommen kann. Die Zunge findet „ihre“ Lage nicht. Der Säugling „züngelt“: streckt die Zunge heraus, spielt mit ihr etc.. Es kann zu Schmerzen beim Stillen und zu Entzündungen der Brustwarze kommen. Unbehandelt ist die Gefahr von Beeinträchtigung der Sprachentwicklung groß.

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Hyperaktivität

Die Funktionsbeeinträchtigung des Kopfhalsüberganges ist häufig verbunden mit einer erhöhten Spannung der harten Hirnhaut (Dura), meist verursacht durch Störungen vor und bei der Geburt. Diese erhöhte Duraspannung ist eine häufige Ursache für Unruhe, Schlafstörungen, Quengeln und Schreien bei Säuglingen und erhöhte Aktivität und Konzentrationsstörungen bei Kindern. Osteopathische Behandlung kann die Spannungsverhältnisse normalisieren.

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Wachstumsstörungen
Schmerzen im Wachstumsalter sollten immer Anlass sein für gründliche Abklärung. Sie sollten nicht leichtfertig mit „Dreimonatskoliken“, „Wachstumsschmerzen“, „Schulkopfschmerzen“, „Das gibt sich von alleine“ oder ähnlichen Vertröstungen abgetan werden. Die Differenzierung von Strukturveränderungen und Funktionsstörungen ist hier unverzichtbar. So können „Wachstumsschmerzen“ strukturell durch Absterben von Knochen/Knorpelgewebe an bestimmten Skelettorten und in typischen Altersstufen (Aseptische oder avaskuläre Knochennekrosen) bedingt sein, aber auch durch Funktionsstörungen in den Übergangsbereichen der Wirbelsäule, besonders Kopf- und Kreuz/Darmbein-Gelenke (Iliosakralgelenke, ISG) mit entsprechenden Muskelverspannungen. Ebenso kommen traumatische und Fehl- und Über-Belastungen als Ursache in Frage. Bei länger bestehenden oder wiederkehrenden Beschwerden müssen andere Organerkrankungen ausgeschlossen werden.
Der „klassische Wachstumsschmerz“ ist Ausdruck einer (häufiger wiederkehrenden) Funktionsstörung. Da diese Funktionsstörungen in Wachstumsschüben und bei Zahnwechsel, (aber auch nach Stürzen und anderen Verletzungen) auftreten, ist die Bezeichnung „Wachstumsschmerz“ wohl plausibel, jedoch ist die Konsequenz eben die, dass Behandlung möglich und auch nötig ist.

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Kopfschmerzen
Kopfschmerz ist die Bezeichnung für eine sehr große Anzahl verschiedenartiger Beschwerden, besonders Schmerzen im Kopfbereich. Es gibt sehr viele Ursachen. Im orthopädischen Bereich sind vordergründig Funktionsstörungen der Halswirbelsäule (HWS), der Brustwirbelsäule (BWS) und des Zahn-Kiefer-Kau-Systems (Craniomandibuläres System, CMS) zu nennen. Diese sind charakterisiert durch ein gestörtes Zusammenspiel von Muskeln und Muskelgruppen mit Verspannung, Verkürzung, Abschwächung oder Ansatzentzündungen. Begünstigt werden kann dies durch anlagebedingte Normabweichungen des Bewegungssystems, durch Wachstumsstörungen, Verletzungen und Erkrankungen mit Strukturveränderungen, aber auch durch Stress und Überlastung. In jedem Fall bestehen enge Verknüpfungen von Organbeeinträchtigungen, Funktionsstörungen, seelischen und äußeren Einflüssen. Gerade bei Kopfschmerzen ist ganzheitliche Betrachtungsweise erforderlich.
Orthopädie, Manuelle Medizin, Atlastherapie, Osteopathie, Akupunktur und Therapeutische Lokalanästhesie (TLA) bieten bei akutem und chronischem, besonders auch bei Spannungskopfschmerz bieten die bewährte Grundlage für Diagnose und Therapie. Häufige Ursache sind sog. Blockierungen (Segmentale Bewegungsstörungen der Wirbelgelenke und Rippen/Wirbelgelenke, bei Beeinträchtigung der Muskelfunktion und ihrer Steuerung durch Nervenstrukturen). Diese können nach entsprechender Untersuchung und Ausschluss struktureller Erkrankung gelöst und damit die Beschwerden meist schnell und leicht behoben werden.

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